Josy Lücke: Vom Bürostuhl zum Blaulicht – Ein Portrait

11.03.2024 | Rettungsdienst | 0 Kommentare

Notfallsanitäterin Josy Lücke feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Dienstjubiläum beim DRK Kreisverband Uelzen. Die 26-jährige arbeitet in der Rettungswache in Bad Bevensen. Ihre Geschichte beginnt im August 2014 – in einem Büro, in dem die sechzehnjährige Josy eher zufällig gelandet ist.

Vom Grillabend zur Berufung

„Ich habe mich auf gut Glück beim DRK als Azubi zur Kauffrau für Büromanagement beworben und – schwupps – hatte ich den Job.“
‚Bereitschaft‘ – das Wort begegnet ihr hier zum ersten Mal. „Ich habe darüber gelesen – und mich gefragt, was das eigentlich ist“, erzählt Josefin, die von allen liebevoll nur Josy genannt wird. Ihre Neugier führte sie zu Kreisbereitschaftsleiter Andreas Schulze, der ihr die Tür zum Ehrenamt öffnete. Ihr erstes Treffen mit der DRK-Bereitschaft war ein Grillabend. „Ich dachte, super, hier gibt es Essen, hier bleibe ich“, lacht Josy. „Aber es war natürlich nicht nur das. Es war das Gefühl, gebraucht zu werden, das mich bleiben ließ.“

Josy hatte Feuer gefangen. Bald darauf trat sie der Bereitschaft bei, übernahm Sanitätsdienste, lernte Erste-Hilfe-Kurse zu geben. Ihr Ehrenamt in der Bereitschaft und ihre Ausbildung als Sanitätshelferin liefen parallel zu ihrer Büroausbildung in der DRK-Verwaltung. Josys Wunsch, mehr zu lernen und tiefer einzusteigen, wuchs. Zum Ende ihrer Ausbildungszeit wagte sie dann den großen Schritt: ermutigt durch ihre Mentoren Andreas Schulze und Sascha Heinze, damals Bereitschaftsleiter, entschied sie, ihren weiteren Berufsweg vom Bürostuhl in den Rettungswagen zu verlagern.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal auf der Rettungswache landen würde“, erinnert sich die junge Frau. „Als ich meinen Eltern gesagt habe, ich glaube, ich gehe in den Rettungsdienst, da haben die mich angeguckt wie Autos. Früher konnte ich kein Blut sehen! Dass ich jetzt so weit gekommen bin, war für alle eine große Überraschung – nicht zuletzt für mich selbst.“

Arbeitstage gefüllt mit Herausforderungen

Ihre Laufbahn führte sie durch verschiedene Stationen, vom Krankentransport bis hin zur Notfallrettung, und schließlich zur dreijährigen Ausbildung zur Notfallsanitäterin, die sie vor kurzem erfolgreich abschloss. „Es gab Zeiten, da war es hart“, gesteht sie. „Aber ich hatte das Gefühl, dass ich genau da sein sollte, wo ich war – auf dem Rettungswagen, bereit zu helfen.“

Josefins Tage sind nun gefüllt mit Herausforderungen, die weit über das hinausgehen, was sie sich in ihrem früheren Berufsleben vorgestellt hatte. „Ein typischer Tag beginnt oft ruhig, mit einer Tasse Kaffee und der Überprüfung der Fahrzeuge. Aber im nächsten Moment kann alles passieren. Jeder Einsatz ist anders und bringt seine eigenen Herausforderungen mit sich.“

Die emotionale und physische Belastung ihres Berufs ist hoch. „Das Schwierigste ist nicht der Tod oder das Blut“, erklärt sie nachdenklich. „Das Schwierigste ist, die Angst und das Leid der Angehörigen zu sehen. Zu wissen, dass man nicht immer helfen kann, wie man gerne möchte, das bleibt nicht ohne Wirkung.“

Schwere Einsätze im Team verarbeiten

Josy wirkt reifer als ihre 26 Lebensjahre, wenn sie erzählt: „Ich haben schon einige Patienten sterben sehen, die noch sehr jung waren –zum Beispiel durch einen Unfall. Das hat mir gezeigt, wie vergänglich das Leben ist. Ich habe daraus für mich gelernt, jeden Moment zu genießen. Man muss nicht jeden Cent sparen, sondern kann auch sagen, ich möchte jetzt etwas Tolles unternehmen mit meinen Freunden.“

Wie verarbeitet sie solche schweren Einsätze? „Darüber sprechen wir viel im Team; es hilft extrem, sich mit denjenigen auszutauschen, die dasselbe erlebt haben und denen man völlig vertraut.“

Trotz der Härte ihrer Arbeit finden Josefin und ihre Kollegen viele Momente der Leichtigkeit. „Wenn es ruhig ist, kochen wir gerne zusammen. Wir reden viel oder spielen auch mal eine Runde Mario Kart. Manchmal ziehe ich mich auch zurück und lese ein Buch, um den Kopf freizubekommen.“

Rettungsdienst 24/7 – für die Sanitäter bedeutet das Schichtdienst. Wie kommt Josy damit zurecht? „Unser Dienstplan beim DRK ist wirklich top! Das Gute ist, dass wir durch die langen 12-Stunden-Dienste auch dementsprechend viele freie Tage haben. Und die kann man dann auch wirklich gut nutzen: Ich gehe gerne auf Festivals und Konzerte, ich lese viel, fahre Motorrad, mache Musik. Und dann ist da natürlich nach wie vor das Ehrenamt: Sanitätsdienste in der Bereitschaft und die Erste-Hilfe-Kurse, die ich total gerne gebe.“

Offenheit für Veränderungen

Auf die Frage, was sie jemandem raten würde, der eine Karriere im Rettungsdienst in Betracht zieht, ist Josefins Antwort klar. „Sei offen für Veränderungen und bereit, dich ständig weiterzuentwickeln. Dieser Beruf ist unglaublich erfüllend, aber er fordert auch seinen Tribut. Ich persönlich finde es wertvoll, mit meiner Büroausbildung ein zweites Standbein zu haben – nicht jeder hält ein Berufsleben lang durch.“

Zum Abschluss unseres Gesprächs betont Josefin, was ihr am Herzen liegt: „Das Wichtigste für mich sind die Menschen, mit denen ich arbeite. Das Teamgefühl, der Zusammenhalt – das macht selbst die schwierigsten Tage erträglich. Meine Kollegen sind meine zweite Familie und geben mir die Kraft, jeden Tag aufs Neue mein Bestes zu geben.“

Josy Lücke ist ein leuchtendes Beispiel für Mut, Anpassungsfähigkeit und -bei aller Professionalität- die tiefe Menschlichkeit, die im Zentrum des Rettungsdienstes steht. Ihr Weg vom Büro zum Blaulicht zeugt von den Wendungen, die das Leben manchmal nehmen kann, und der Bereitschaft, diesen Veränderungen mit offenen Armen zu begegnen. Nicht zuletzt zeigt Josys Geschichte, wie das DRK Uelzen nicht nur Leben rettet, sondern auch Karrieren und Persönlichkeiten prägt.

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